„Fürchtet Euch nicht.“

„Fürchtet Euch nicht.“ Sprach der Engel zu den Hirten auf dem Feld von Bethlehem.  Die Worte gelten heute genauso, wie für die vielen Generationen vor uns. „Fürchtet Euch nicht.“

Die Liste ist lang von den guten Gewohnheiten und Aktivitäten, die in dieser Advents- und Weihnachtszeit schmerzlich zu vermissen waren und sind. Gerüttelt wird an unserer Lebenskultur, an den Zukunftsplänen und sozialen Rahmenbedingungen für die Menschen unserer Zeit. Viele Fragen und Unwägbarkeiten beschweren die Gemüter.
Auf diesem Hintergrund erhält der Aufruf: „Fürchtet euch nicht“, einen neuen Klang. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind nicht immer die besten Ratgeber.

Fürchtet Euch nicht, denn Christus der Heiland ist geboren. So heißt es in der Bibel. Christen glauben, dass Gott uns nicht allein lässt.

Und so jubilieren die Engel in Betlehem geradezu:
„Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis.“Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

Ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest wünschen wir Ihnen, Ihren Familien und allen Menschen, die Ihnen nahestehen.

Gehen Sie mit Zuversicht in das neue Jahr!

Worte auf dem Weg

Der Worte auf dem Weg - Katholische Seelsorge in der Bundespolizei

Beim Warten auf die Tram fiel mir neulich ein Plakat der Berliner Landespolizei an einer Haltestelle auf. Darauf stand: „Da für 18137 Bewerbungen und auf der Suche nach neuen Schutzengeln. Da für Berlin.“ Ich war erstaunt über dieses Werbeplakat, finde aber das Bild einer Polizistin, eines Polizisten, „Schutzengel“ zu sein, toll.
Ansonsten kennt man die klassischen Berufsbilder wie „Die Polizei als Freund und Helfer“ oder das Bild des Schutzmannes, wobei man heute auch Schutzfrau sagen dürfte. Die Polizei ist u.a. dafür da, die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes zu schützen. Die Bundespolizei trägt z.B. Sorge für die Luftsicherheit an den Flughäfen und sichert die Bahnhöfe. Dafür bin ich den Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar.
Aber nicht immer erhalten Polizistinnen und Polizisten Respekt und Wertschätzung in der Gesellschaft. Eine zunehmende Gewalt gegenüber der Polizei, aber auch Rettungskräften und der Feuerwehr ist zu beobachten. Umso wichtiger ist daran zu erinnern, dass die Polizei kein Selbstzweck ist, sondern unsere Sicherheit und freiheitlichen Werte schützt. Sie sind Schutzengel für uns!
Von Rudolf Otto Wiemer stammen folgende Gedanken:

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein
es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Das kleine Lob

Das kleine Lob zum Neujahr - Katholische Seelsorge der Bundespolizei

Es war einmal ein kleines Lob, das größer werden wollte. Die Mutter strich ihm über den Kopf und meinte: „Ich fürchte, du bleibst ein kleines Lob. Vergiss nie: Ein kleines Lob ist besser als der größte Befehl!“

Auf seiner Wanderung in die weite Welt kam es zu einem Mann, der gerade sein Auto wusch. „Kannst du mich nicht gebrauchen – zum Loben?“ fragte das kleine Lob. Aber der putzte weiter und sagte: „Wozu loben? Ich arbeite, damit ich Geld verdiene. Ich putze mein Auto, damit es sauber wird. Alles, was ich tue, hat seinen Nutzen. Aber loben ist zu nichts nütze!“
Das kleine Lob schluckte und ging weiter.
Kurze Zeit später sagte es zu einem Kind: „Ich fände es schön, wenn du mich brauchen könntest!“ Da meinte der kleine Junge aufgebracht: „Pah, loben! Was denn? Etwa die Schulaufgaben, die ich jetzt machen muss? Dass mein Fahrrad einen Platten hat? Oder mein Brüderchen immerzu schreit? Nein, alles ist eher zum Ärgern!“
Das kleine Lob schlich sich traurig davon. Will denn niemand mehr loben?
Und das kleine Lob wandte sich an eine alte Frau. „Wen soll ich denn loben?“ sagte sie unzufrieden. „Meine Kinder, die sich nicht mehr um mich kümmern? Oder den Arzt, der schon zwei Jahre an mir herumdoktert?“ „Vielleicht könntest du ein kleines bisschen Gott loben“, sagte das kleine Lob vorsichtig. „Ach du liebe Zeit“, rief die alte Frau, „heute ist doch nicht Sonntag!?“ „Vielleicht dafür“, das kleine Lob blieb hartnäckig, „dass du noch lebst, dass du immer zu essen hast, die Sonne und die Blumen sehen kannst…!“ „Was ist das alles gegen mein Rheuma und gegen mein Alleinsein?“ Unterbrach die alte Frau.
Da wanderte das kleine Lob weiter. Es klagte: „Alle fragen nur: Warum? Was bringt es? Ich habe es zu schwer! Dabei gehöre ich doch zum Lebenswichtigsten überhaupt! Leben, Lieben und Loben – nur ein Buchstabe ist jeweils anders. Wenn das Leben lebenswert ist, dann ist es auch liebenswert und dann ist es auch lobenswert. Und soll dann nicht auch der gelobt werden, der das Leben geschenkt hat?
Und das kleine Lob kam zu dem Schluss: „Wer sich Zeit nimmt, Atem zu holen, wer wieder richtig sehen lernt, wer die richtigen Maßstäbe setzt, der kann denken und findet zur Freude zurück. Ja, und der muss einfach loben.“

Licht und Hoffnung

Licht und Hoffnung, Geschichte des Adventskranz - Weihnachten 2017 | Katholische Seelsorge in der Bundespolizei

Schon verrückt, was Menschen sich ausdenken, um ihren Ort in die Schlagzeilen zu bringen – so dachte ich mir, als ich die Meldung las: Der größte Adventskranz der Welt steht in der Schweizer Gemeinde Mosnang: Er hat einen Umfang von 400m und einen Durchmesser von 120m. 300 Freiwillige haben den Open-Air-Kranz gebunden.
Auch der erste Adventskranz, 1839 vom Hamburger Pfarrer Johann Hinrich Wichern im „Rauhen Haus“, einer Sozialeinrichtung zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher errichtet, war für heutige Verhältnisse groß: Es befanden sich 23 Kerzen darauf, vier große weiße und 19 kleine rote. Schnell verbreitete sich der Brauch vor allem im protestantischen Bereich, erst in den Jahren des Zweiten Weltkriegs auch in den katholischen Gebieten Süddeutschlands. Heute ist er wohl aus keiner Familie wegzudenken.

Viel Symbolik steckt in ihm: das immer heller werdende Licht des Kranzes begleitet Christen auf dem Weg zum Weihnachtsfest, die Form des Kreises weist auf den Kreislauf der Zeit und des Lebens hin, und das Grün der Zweige steht für die Hoffnung, welche die Botschaft von der Menschwerdung schenkt.

Bei der Seelsorge in der Bundespolizei geht es um Mitgehen und Begleiten von Kolleginnen und Kollegen, um Mutmachen und Stärken, um Aufzeigen von neuen Wegen und Begleiten in Entscheidungssituationen. Mit adventlicher Haltung wollen wir in frohen wie belastenden Stunden Wegbegleiter sein und vertrauen darauf, dass das Licht stärker ist als das Dunkel.

„Löscht den Geist nicht aus!“

Löscht den Geist nicht aus (1  Thessalonicher 5,19) - Katholische Seelsorge in der Bundespolizei

(1Thessalonicher 5,19)

Polizistinnen und Polizisten begegnen in ihrem Dienst immer wieder Menschen, die von einem „Ungeist“ angetrieben sind. Die Haltungen und Handlungen dieser Menschen sind dann auch entsprechend. Bei der Frage, wie Sie als Polizistin und Polizist diesen Menschen begegnen sollen und wollen, kommen Sie nicht umhin, zunächst sich selbst zu vergewissern, „wes Geistes Kind“ Sie sind, zu reflektieren, welcher „Geist“ Sie antreibt. Ohne diese ständige Reflektion steht ihr Denken und Handeln in der Gefahr, seine Orientierung verlieren.
Eine gute und hilfreiche Orientierung findet sich in der Bibel beim Apostel Paulus: „Wir bitten Euch: weist die zurecht, die ein unordentliches Leben führen, ermutigt die Ängstlichen, nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig mit allen!“
(1Thessalonicher 5,14)

Das hört sich fast wie ein Programm für die Polizei an und ich wage zu behaupten: Mit dieser Geisteshaltung können Sie, mit sich selbst und Ihrem Beruf ganz identisch, für Recht und Ordnung sorgen, mit allem notwendigen Nachdruck und manchmal auch Zwang und dabei gleichzeitig im vom „Ungeist“ beseelten Menschen immer noch den Mitmenschen sehen und seine unantastbare Menschenwürde achten.
Weiter sagt Paulus: „Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergilt, sondern bemüht euch immer, einander und allen Gutes zu tun.“ (5,15) Und dann einen ganz entscheidenden Satz: „Löscht den Geist nicht aus!“ (5,19)

Auf die Herausforderungen Ihres Berufs bezogen könnte man deuten:
Achten und hüten Sie den Geist der Menschlichkeit sowohl im Umgang mit dem sogenannten „polizeilichen Gegenüber“, als auch mit den Kolleginnen und Kollegen. Fragen Sie sich immer wieder selbst, von welchem Geist Sie beseelt sind und wehren Sie sich gegen das Erlöschen des „guten Geistes“ in Ihnen, besonders, wenn Sie durch das Verhalten anderer herausgefordert werden! Dann dürfen Sie beruhigt davon ausgehen, dass Sie identisch mit sich selbst und damit authentisch Ihren Dienst ausüben können.

Es geht um den Menschen!

Es geht um den Menschen - Feiertage des Kirchenjahres, Pfingsten 2017 - Katholische Seelsorge in der Bundespolizei

„Warum sind Sie zur Bundespolizei gekommen?“, fragte ich neulich einige Anwärterinnen und Anwärter. Die Antworten haben mich nachdenklich gemacht. Die Beweggründe waren ganz verschieden. Einer sagte, er sei zunächst beim Unfallnotdienst gewesen. Da konnte er Menschen schon auf andere Weise helfen. Das würde er später bei seinem Dienst bei der Bundespolizei auch tun wollten. Andere sagten: Es geht um Gerechtigkeit und Recht. Menschen seien schließlich zu beschützen vor Angriffen und Täter zu verfolgen.
In allen Antworten schien eines durch: Es geht um den Menschen.

In Berlin am Reichstagsufer steht eine Reihe gläserner Tafeln, die mit den ersten Artikeln unseres Grundgesetzes bedruckt sind. Sie fassen die Grundlagen unseres Zusammenlebens in Deutschland in wenige, klare Worte. Artikel I beginnt mit dem Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Eine große Aufgabe, der sich auch Bundespolizistinnen und -polizisten jeden Tag stellen, für die sie einiges aushalten und manches riskieren. Die Haltung, die aus den ersten Artikeln des Grundgesetzes spricht, ist nicht so weit weg von den christlichen Werten. Mehr noch – ich bin davon überzeugt, dass wir Christen für unser Land in der heutigen Zeit viel einzubringen haben. Und in der westlichen Zivilisation auch bei den Organisationen, die unsere Gesellschaft aufrechterhalten und absichern. Die Freiheit des Einzelnen, Verantwortung für die Gemeinschaft, Gerechtigkeit, Wohlergehen und Frieden für alle sind zentrale Punkte einer christlichen Lebensauffassung, die sich in unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Daher liegt es nahe, dass die Seelsorger in der Bundespolizei versuchen, Orientierung zu geben, indem sie im Kontext der ethischen Bildung tätig sind. Allen in der Bundespolizei steht aber auch die Seelsorge im eigentlichen Sinn offen: Wir sind hier, damit Polizistinnen und Polizisten sich mit Ihren Fragen und Sorgen an Menschen wenden können, die ihnen zuhören. Der Glaube der Christen will auch helfen, dass das Leben auf dieser Welt gelingt. Dabei gilt es für uns alle, so manche Herausforderung zu bewältigen. Gemeinsam gelingt das oft besser.
Auch in der Bundespolizei geht es um den Menschen.

Neue Wege gehen – Ostern 2017

Neue Wege gehen - Ostern 2017 - Katholische Seelsorge der Bundespolizei

„Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung. Sperren werden übersprungen, und ein Geist ist da.“ So lautet die letzte Strophe eines bekannten Osterliedes. Sperren werden übersprungen, Grenzen sind durchlässig, Barrieren werden klein und lösen sich auf. Unser eigenes menschliches Streben nach Schutz und Sicherheit zeigt uns aber, dass dies nicht immer so einfach und möglich ist.
Bei einem Besuch im Heiligen Land musste ich wieder erleben, wie Mauern als Ausdruck gegenseitigen Misstrauens gebaut wurden; auch zum Schutz und zur Sicherheit.
Dieses Bedürfnis scheint eine immer größer werdende Rolle in unseren Gesellschaften, ja in unserem eigenen Leben zu spielen.
Im Ostergeschehen der Heiligen Schrift wird uns in sehr drastischen Bildern erzählt, dass diese Werte bei Gott in einem anderen Licht zu sehen sind. Das irdische Wirken seines Sohnes findet seinen Höhepunkt im Verlassen aller Sicherheiten und jeglichen Schutzes. Nackt und vom Leiden gezeichnet stirbt Jesus am Kreuz, um anschließend in ein Felsengrab gelegt zu werden. Nüchtern betrachtet müssen wir eingestehen, nach menschlichen Maßstäben ist damit der absolute Tiefpunkt erreicht.
Doch was geschieht? Gottes Wirken endet nicht in den Gräbern dieser Welt; selbst der Tod, die äußerste Grenze unserer Existenz, verliert seinen Schrecken im Licht der Auferstehung Jesu Christi.
Im Blick auf den Auferstandenen verändert sich das bisher gültige Gefüge: Wenn selbst „Endgültiges, Unverrückbares“ durchbrochen werden und durch Gott zu einem neuen Leben führen kann, dann schenkt diese Erfahrung Kraft und Zuversicht, auch einmal über das Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz hinwegzugehen und im Vertrauen auf die Zusage des Auferstandenen – „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20) – ganz neue und vielleicht auch ungewohnte und deshalb oftmals auch mit Angst besetze Wege zu gehen.
Aber auch bei uns hier in Deutschland zeigt sich immer häufiger, wie segensreich es für Menschen sein kann, wenn wir unsere scheinbar unüberwindbaren Sicherheiten ein wenig zur Seite stellen und helfen, damit die, die Hilfe brauchen auch das bekommen, was nötig ist um weiterzuleben; auch wenn sich für uns dadurch Gewohntes verändert und unser alltägliches Leben teilweise anders und neu gestaltet werden muss.
Wo Menschen den Ruf Gottes in sich spüren – seien sie nun gläubig oder nicht – und sich in seinen Dienst nehmen lassen, überspringen sie mit Gott Mauern und Grenzen und sind Zeugen für Seinen Geist.